„Wer über die Vergangenheit Bescheid weiß, versteht die Gegenwart besser. Das gilt im Besonderen für unsere Heimat. Die Geschichte von Rohr ist zwar nicht lückenlos erforscht, wir wissen aber trotzdem recht viel über frühere Jahrzehnte und Jahrhunderte.“

Hermann Ofner

Seit genau 656 Jahren trägt unser Ort den Namen Rohr. Im Jahr 1346 wird „Rhoor“ – so die damalige Schreibweise – erstmals in einer Urkunde erwähnt. Der Name dürfte vom dicht wachsenden Schilfrohr entlang des Zickenbaches abgeleitet worden sein. Wie lange allerdings der Ort schon vor der ersten schriftIichen Erwähnung bestanden hatte, bleibt im Dunkel der Geschichte. Jedenfalls lag Rhoor an einer wichtigen Römerstraße, die von Steinamanger in die Gegend von Leibnitz führte. Über diesen Verkehrsweg kamen deutsch sprechende Siedler aus der Gegend um Wildon in unsere Gegend. Verwaltet wurde das Gebiet von Güssing aus, und zwar von Kastellanen des ungarischen Königs. 1391 berichtet eine Urkunde, dass „Roor“ – so wird der Ortsname jetzt geschrieben nicht länger im Besitz des ungarischen Königs Sigismund sei. Die neuen Herren der Roorer kommen aus Temes und nennen sich „Cheh von Leva“. Ihnen folgt im Jahr 1458 das Herrschergeschlecht Ujlaki. 1524 schenkt der ungarische König dem Obermundschenk Franz von Batthyany die Herrschaft Güssing. Bis 1848 herrschen damit die Batthyanys auch über Rohr.

Unsere Gemeinde zählte damals zum Gebiet DEUTSCH-WESTUNGARN und wurde erst durch die Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg an das heutige angegliedert. 1939 wurde Rohr dem GAU STEIERMARK zugeordnet. Unser Ort war zu Beginn 1945 Frontgebiet und stand danach bis 1956 unter sowjetischer Besatzung. Im Zuge eines Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes wurde Rohr 1972 gemeinsam mit Heugraben zur Großgemeinde Bocksdorf „eingemeindet“. Nach 20 Jahren, 1992, erfolgte die Trennung. Seither existiert Rohr wieder als selbstständige Gemeinde.

Auf ungarisch heißt unser Ort Nad, auch Nadasfalw. Seit 1922 schließlich trägt Rohr den Zusatz „im Burgenland“.